Reisebericht Japan – „Japan ist anders und ganz besonders.“
Nachdem wir in Asien schon einiges gesehen haben, wollten wir uns diesmal einen ganz besonderen Traum erfüllen. So viel hatten wir im Vorfeld über Japan gehört, sowohl über das Gewusel in Tokyo, als auch über die Tempel in Kyoto, aber am neugierigsten waren wir auf die speziellen Sitten, Eigenheiten und auch Kuriositäten, die das Land ausmachen.
Und wir wurden nicht enttäuscht, Japan ist anders und ganz besonders. Im Gegensatz zu vielen Rundreisen wollten wir uns allerdings bei unserer ersten Reise erst einmal auf zwei Städte als Ausgangspunkte beschränken und diese dafür ganz ausgiebig erkunden und erleben. Tokyo und Kyoto sind natürlich auch DIE Städte in Japan und ein absolutes Muss.
Metropole Tokyo – „Jeder Stadtteil eine Stadt für sich“
Mit All Nippon Airlines ging es nonstop in 11,5 Stunden von Düsseldorf nach Tokyo Narita. Am Flughafen angekommen, holten wir zunächst unser mobiles WLAN-Gerät ab, das wir bereits in Deutschland vorbestellt hatten. Dieses stellte sich als sehr hilfreich heraus, denn so konnten wir uns ganz einfach inklusive der Bahnstationen und Strecken durch die Städte navigieren lassen. Denn anders als bei uns bestehen japanische Adressen meist nicht aus einem Ort, einer Straße und einer Hausnummer. Dieses System zu durchschauen und das gewünschte Ziel zu finden stellt selbst für Japaner häufig ein Problem dar – Zudem sich viele Restaurants auch im 6. Stockwerk eines Gebäudes befinden können. Zusätzlich besorgten wir uns gleich eine Sucia Karte, die man mit einem Guthaben aufladen und für öffentliche Verkehrsmittel nutzen kann. Zudem kann man mit dieser Karte auch in vielen Shops und Cafés bezahlen. Mit dem Narita Express fuhren wir anschließend zum Stadtteil Shinjuku, wo sich unser Hotel befand. Dieser Bahnhof ist berühmt-berüchtigt, denn schließlich handelt es sich hier mit über 3 Mio. Passagieren pro Tag um einen der verkehrsreichsten Bahnhöfe der Welt. Hier den richtigen Ausgang zu finden (schließlich gibt es über 200) und sich in dieser unterirdischen Stadt nicht zu verlaufen, ist wirklich nicht ganz einfach. Nach dem Einchecken im Hotel beendeten wir unseren Abend mit einem Essen in einer Izakaya, einer typisch japanischen Kneipe, in der man auch essen kann. Da es hier möglich ist, kleine Gerichte zu bestellen, kann man sich problemlos durch die japanische Küche probieren.
An unserem ersten Morgen mussten wir natürlich erst einmal die Gegend erkunden. In Shinjuku gibt es unzählige (Hoch)-häuser mit bunter Leuchtreklame, Kaufhäuser und zahlreiche kleine Viertel mit Bars und Restaurants. Auch das bekannte Robot Restaurant ist hier zu finden, welches wir uns aber gespart haben. In Shinjuku befindet sich auch das Rathaus von Tokyo mit zwei kostenlosen Aussichtsplattformen, so dass wir von hier aus die Stadt zum ersten Mal von oben sehen konnten. Und das tollste war, wir konnten von dort aus bei schönstem Wetter auch gleich den Fuji sehen, der im Herbst schon schneebedeckt ist. Jetzt waren wir richtig angekommen! Wenn man vom Trubel genug hat, lohnt sich auch ein Abstecher in einen der größten Parks, den Shinjuku-Gyoen, der im Herbst besonders schön ist.
Für den Nachmittag hatten wir bereits von Deutschland aus eine kleine Tour mit einem japanischen Guide organisiert. Mit ihm zusammen hatten wir schon im Vorfeld ein Programm nach unseren Wünschen zusammengestellt. Zunächst ging es zum Meiji-Schrein, der 1920 zu Ehren des Meiji-Kaisers und seiner Frau errichtet wurde. Am Eingang eines Schreins befindet sich üblicherweise ein großes Tor („Torii“), das man möglichst nicht durch die Mitte durchschreiten sollte, da die Mitte den Göttern vorbehalten ist. Unser Guide zeigte uns auch die „Reinigungszeremonie“ vor dem Gebet, die in einer ganz bestimmten Reihenfolge zu erfolgen hat. Das Schönste für uns war jedoch, dass wir bereits hier wie auch später auf unserer Reise viele kleine Kinder in Kimonos sehen durften, denn es war die Zeit des 3-5-7 Festes für Kinder in diesem Alter.
Anschließend ging es mit der Metro nach Shibuya. Kaum kamen wir aus der Metrostation, wurden wir schon von blinkender Werbung, einer Masse an Menschen und japanischer Musik aus Lautsprechern empfangen. Keine Frage, „unser“ Stadtteil Shinjuku wurde hier an Lautstärke und Trubel nochmals um einiges übertroffen. Besonders interessant ist es, die bekannte Kreuzung Shibuya Crossing von einem der Cafés von oben zu beobachten. Es ist wirklich Wahnsinn, wie viele Menschen hier gleichzeitig die Straße überqueren, zu Stoßzeiten angeblich bis zu 15.000! Anschließend ging es mit unserem Guide in eine Izakaya, wo wir bei leckerem Essen und Sake noch viele interessante Informationen über die Japaner und ihren Alltag bekamen.
In den nächsten Tagen nahmen wir uns immer einen anderen Stadtteil vor. Dazu muss man sagen, jeder Stadtteil ist eigentlich eine Stadt für sich, schließlich hat Tokyo über 9 Mio. Einwohner. Besonders interessant ist Yanaka, wo man noch Spuren vom alten Tokyo findet. Es ist kaum zu glauben, dass es sich hierbei um die gleiche Stadt handelt. Sehr gut gefallen hat uns auch Asakusa mit dem Tempel Sensō-ji, dem ältesten und bedeutendsten buddhistischen Tempel in Tokyo. Der Weg zum Tempel führt zunächst durch das Donnertor mit einer riesigen Laterne entlang an einer Einkaufsstraße mit zahlreichen Läden, wo man sich mit Souvenirs und Süßigkeiten eindecken kann. Eine Besonderheit bei den Tempeln und Schreinbesuchen ist jedoch, dass man in der Regel das Hauptgebäude nur von außen besichtigen kann. Es gibt meist die Möglichkeit hineinzuschauen und wir hatten mehrmals das Glück, von außen Teile einer „Zeremonie“ oder eines Gottesdienstes sehen zu können. Wenn man dann noch wissen möchte, wie es um das eigene Glück steht, kann man für einen kleinen Betrag aus einer Box einen Stift mit einer Nummer schütteln. Mit dieser Nummer zieht man sich dann aus der passenden Schublade seine Zukunftsvorhersage. Sollte diese schlecht sein, bindet man den Zettel einfach an einen Baum oder eine Wand, um das Übel abzuwenden. Wenn man nach der Tempelbesichtigung noch Zeit hat, lohnt sich in Asakusa ein Bummel durch die Gassen, um den Tempelbezirk, wo sich nicht nur nette Läden, sondern auch zahlreiche kleine Lokale befinden. Bei uns wurde die Zeit tatsächlich ein wenig knapp, denn wir wollten pünktlich zum Sonnenuntergang auf den nahe gelegenen Skytree. Der Eintritt für beide Plattformen ist nicht gerade ein Schnäppchen, aber es lohnt sich auf jeden Fall! Der Rundumblick auf Tokyo ist wirklich unglaublich.
Fuji & Nikko
Doch wir wollten uns nicht nur Tokyo anschauen, sondern zumindest etwas von der näheren Umgebung sehen. Bei unserem organisierten Tagesausflug nach Fuji und Hakone wurde uns jedoch aufgrund des schlechten Wetters an diesem Tag der Blick auf den Berg verwehrt. Und das, obwohl wir während unserer Reise ansonsten fast immer schönes Herbstwetter hatten! Ein absolutes Highlight war unser Ausflug nach Nikko, den wir auf eigene Faust mit dem Zug unternahmen. Hier befindet sich der Toshogu, ein berühmter Shinto-Schrein aus dem Jahr 1617. Auf dem dazugehörigen Stall befindet sich das berühmte Bild von den drei Affen (Nichts sehen, nichts hören und nichts sagen).
Alte Kaiserstadt Kyoto
Nach acht aufregenden Nächten in Tokyo ging es für uns weiter nach Kyoto. Und zwar pünktlich auf die Minute, denn Verspätungen kennen die Schnellzüge (Shinkansen) nicht. Kyoto ist bedeutend kleiner als Tokyo, allerdings besuchen diese Stadt fast genauso viele Touristen. Dies macht sich vor allem in den Bussen bemerkbar, auf die man doch angewiesen ist. Viele der berühmten Tempel liegen etwas außerhalb und nur wenige Ziele sind komplett mit dem Zug zu erreichen. Bei den Busfahrten muss man häufig Geduld und Stehvermögen mitbringen, denn es ist oft sehr voll und die Sitze sind nicht für europäische Beine ausgelegt. Davon ließen wir uns jedoch nicht aufhalten, sondern starteten fröhlich unser Tempelprogramm. Davon hat die alte Kaiserstadt Kyoto reichlich zu bieten. Viele der Tempel sind zudem Weltkulturerbe. Am besten gefallen haben uns die die beiden Tempel, die wir gleich am ersten Tag anschauten. Der Nanzen-ji und der Tempel Ginkaku-ji. Besonders traumhaft wirken diese Anlagen und Gärten durch die Laubfärbung. Zwischen den beiden Tempeln liegt der Philosophenweg, angenehmen ruhig mit kleinen Cafés und Läden.
Am nächsten Tag ging es zum Fushimi Inari-Taisha Schrein, einer der ältesten und bekanntesten Shintō-Schreine in Kyōto. Hier war von Ruhe keine Spur mehr, denn wie wir später erfuhren, war in Japan aufgrund eines Feiertages langes Wochenende und entsprechend groß war der Ansturm.
Der Tempel ist berühmt durch die zahlreichen Fuchsfiguren und die Alleen aus Tausenden von scharlachroten Torii. Wenn man sich die Mühe macht und den kleinen Berg hinaufsteigt, findet man tatsächlich etwas Ruhe und hat die Chance auf ein schönes Foto ohne Menschenmassen. Hat man genug von Tempel Besuchen, lohnt es sich, auch den Bahnhof in Kyōto anzuschauen, der ganz modern und fast futuristisch wirkt. Von der Terrasse und dem Skywalk, der durch den Bahnhof führt, hat man einen guten Blick auf die Stadt. Ganz in der Nähe entdeckten wir dann noch einen sehr schönen Tempel, den Higashi Hongan-ji. Hier war es wunderbar ruhig und man durfte sogar in das prächtige Hauptgebäude und sich den dortigen „Gottesdienst“ anschauen. Am Abend ging es für uns häufiger in das Ponto-chō Viertel, wo man sich in den mit Laternen beleuchteten schmalen Gassen mit kleinen Bars und Restaurants ins alte Japan zurückversetzt fühlt. Ähnlich ist es in den alten Vierteln Gion und Higashiyama, wo man mit ein bisschen Glück auch mal eine Geisha sieht. Hier verbrachten wir unseren letzten Tag bei einem Bummel durch unzählige Läden, aber auch zahlreichen kleinen Tempeln. Diese sind zum Teil weniger bekannt, dafür aber auch nicht so überlaufen und mit einer besonders schönen Atmosphäre. Im Anschluss an unseren Aufenthalt in Kyoto ging es mit dem Zug zum Flughafen Oasaka, wo wir noch eine letzte Nacht vor unserem Rückflug verbrachten.
Fazit: Alles in allem kann man sagen, dieser Urlaub hat unsere Erwartungen mehr als übertroffen. Es ist richtig, Japan hat neben all den Sehenswürdigkeiten eine Menge Kuriositäten zu bieten. Neben den Maid- und Eulen-Cafés werden uns vor allem die zahlreichen Getränke- und sonstigen Automaten in Erinnerung bleiben. Es gibt wirklich fast nichts, was man nicht aus einem Automaten ziehen kann. Am besten gefallen hat uns die unglaubliche Auswahl an kleinen Restaurants, Gaststätten und Izakayas. Dabei haben wir festgestellt, Japan muss überhaupt nicht teurer sein. Und die Menschen, die trotz all der Hektik immer ihre Ruhe und Freundlichkeit bewahren. Japan ist definitiv mehr als eine Reise wert!