Kenia Reisebericht – Safaris im Land der Masai
Anfang Juni ging es für mich los auf eine unvergessliche Reise durch Kenia. Von Stuttgart startete ich mit Air France über Paris nach Nairobi, wo ich nach einem sehr ruhigen Flug früh morgens landete. Mit dem im Vorfeld beantragten elektronischen Visum war die Einreise schnell erledigt. Am Flughafen wurde ich bereits erwartet und in das Tamarind Tree Hotel in Nairobi gebracht.
Dort verbrachte ich den Tag am Pool, bevor sich unsere kleine Reisegruppe am Abend zum gemeinsamen Abendessen und Kennenlernen im berühmten „Carnivore Restaurant“ traf. Die Kellner gehen dort dauerhaft mit riesigen Fleischspießen an den Tischen vorbei und die Gäste können auch exotischere Fleischsorten wie Krokodil oder Strauß probieren.
Mount Kenya Nationalpark
Am nächsten Morgen war, wie an jedem Tag der Tour, frühes Aufstehen angesagt und wir fuhren zum Mount Kenya Nationalpark, wo wir eine Nacht in der Serena Mountain Lodge übernachteten. Die rustikale Lodge liegt inmitten eines üppigen Waldes, weswegen dort keine klassischen Pirschfahrten angeboten werden. Stattdessen bekamen wir Gummistiefel und knielange Regenponchos und machten uns damit zu einem Nature Walk durch den Wald auf, während dem wir viel über die Kultur, die Pflanzen und Tiere der Region lernten.
Kurz bevor wir die Lodge wieder erreichten, hatten die Guides eine kleine Überraschung für uns vorbereitet: auf jeden von uns wartete ein mit Teeservice gedeckter Baumstumpf und es wurde uns Kaffee, Tee und Kuchen angeboten.
Das besondere an der Serena Mountain Lodge ist ihre Lage direkt an einem Wasserloch. Die Lodge ist auf Stelzen gebaut und ermöglicht den Tieren dadurch, sich frei zu bewegen. Man kann die Tiere auf Bodenhöhe durch eine Art Bunker, von oben von der Dachterrasse oder sogar noch bequemer vom eigenen Balkon aus beobachten. Zu regelmäßigen Besuchern am Wasserloch gehören unter anderem Büffel, Elefanten, Paviane, Hyänen und ab und zu auch mal der ein oder andere Leopard.
Da manche dieser Tiere nur nachts unterwegs sind, wenn man in der Regel gerade schläft, hat die Lodge sich einen besonderen Service ausgedacht. Während des Abendessens wird eine Liste herumgereicht, auf die man sich zimmerweise eintragen kann, welche Tiere für einen interessant sind. Erscheint eines dieser Tiere am Wasserloch, wird man durch ein Klopfen an der Zimmertür vom Lodge-Personal geweckt und kann die Tiere in Ruhe vom eigenen Balkon aus beobachten. Der von uns angekreuzte Leopard hat sich während unserer Nacht am Mount Kenya leider nicht am Wasserloch gezeigt.
Nachdem wir am frühen Morgen typisch afrikanisch von schreienden Hyänen geweckt wurden, machten wir uns auf den Weg nach Norden in Richtung Samburu National Reserve.
Auf dem Weg überquerten wir den Äquator von der Süd- auf die Nordhalbkugel.
Samburu-, Buffalo Springs- & Shaba Nationalreservat
Obwohl wir nur knapp 200 Kilometer weiter nördlich waren, kam es uns fast so vor, als ob wir in einem anderen Land angekommen wären. Die Landschaft und das Klima waren ganz anders: der üppige und feuchte Wald um den Mount Kenya war trockenem Buschland und offenen Grasflächen gewichen.
Die Begrüßung im Ashnil Samburu Camp hätte nicht besser sein können: am angrenzenden Fluss hatte sich eine große Elefantenherde inklusive Jungtieren zum Trinken gesammelt! Für mich gibt es kaum etwas Schöneres, als kleinen tollpatschigen Elefanten beim Plantschen im Wasser zuzuschauen.
Nur ein paar Meter weiter lief außerdem eine kleine Gruppe Giraffen vorbei und direkt im Camp wurden wir aufmerksam von Pavianen und anderen kleinen Äffchen beäugt.
Nachdem wir unsere feststehenden Zelte bezogen hatten, machten wir uns auf zu unserem ersten richtigen Game Drive.
Das Besondere an Game Drives im östlichen Afrika ist die Art der Fahrzeuge. Wir waren die gesamte Reise über in einem Allrad Land Rover unterwegs. Bei diesen Fahrzeugen kann man das Dach hochklappen, so dass man auch während der Fahrt und wenn man für Beobachtungen anhält, aufstehen und einen uneingeschränkten Rundumblick genießen kann. Wenn man so klein ist wie ich, muss man zwar auf den Sitzen stehen, aber selbst das ist kein Problem, solange man sich während der rasanten Fahrt über die unebenen Straßen und Wege gut festhält.
So konnten wir während der Fahrt durch das Samburu Nationalreservat und das benachbarte Buffalo Springs National Reserve unter anderem Strauße, eine riesige Herde Zebras, verschiedene Antilopenarten, Paviane, Giraffen und Elefanten beobachten.
Das Highlight der Pirschfahrt kam am Ende, als wir schon wieder auf dem Rückweg zum Camp waren.
Auf einem Erdhügel entdeckten wir fünf Löwen, wie sie ganz entspannt zusammengekuschelt den frühen Abend genossen. Auch wenn es nicht das erste Mal war, dass ich Löwen in freier Wildbahn gesehen habe, hat es mir wieder fast den Atem verschlagen. Diese majestätischen Katzen aus so geringer Entfernung zu sehen ist unbeschreiblich.
Am nächsten Morgen ging es nach einem frühen Frühstück direkt wieder los auf Pirsch. Die Müdigkeit war schnell vergessen, als wir in einem Baum, nicht weit vom Weg entfernt, eine Katze erspähten.
Zuerst dachten wir noch, es sei ein Leopard, da diese sehr gerne in Bäumen auf Ästen liegen. Als wir dann mit dem Fahrzeug angehalten hatten, wurde uns aber schnell klar, dass das Tier für einen Leoparden zu klein und zierlich war. Es handelte sich tatsächlich um einen Geparden! Diese Katzen auf einem Baum anzutreffen ist sehr ungewöhnlich.
Nachdem wir ihn eine Weile still beobachtet hatten, wurde ihm die Aufmerksamkeit anscheinend zu viel, so dass er sich umdrehte und wir nur noch sein Hinterteil und wedelnden Schwanz sehen konnten, bevor er schließlich vom Baum sprang und durch das hohe Gras davon trottete.
Als wir uns nach unserem Game Drive wieder in Richtung Lodge und unseren lang ersehnten Frühstück auf den Weg machen wollten, entdeckte eine Mitreisende durch ihr Fernglas plötzlich ein Löwenmännchen, das in ziemlicher Entfernung unter einem Busch lag und das tat, was Löwen am besten können: schlafen und nichts tun. Erkennen konnte sie ihn nur, weil er zufälliger Weise in diesem Moment den Kopf gehoben und sich umgeschaut hatte. Sonst hätten wir ihn vermutlich nie bemerkt. Sofort fuhren wir los in Richtung Löwe. Da wir aber natürlich mit dem Fahrzeug nur auf den angelegten Wegen bleiben durften, war es gar nicht so einfach, die Stelle ausfindig zu machen, wo wir den Löwen vermuteten. Nachdem wir eine halbe Stunde ergebnislos die ganze Gegend abgesucht hatten, beschlossen wir, dass es Zeit war umzukehren und zurück zu fahren. Wir sollten jedoch noch belohnt werden. Als wir gerade aufgegeben hatten, entdeckten wir den majestätischen König der Tiere doch noch, wie er zwischen Busch und hohem Gras ganz entspannt da lag und uns beobachtete.
Nach dem Frühstück fuhren wir ein paar Kilometer weiter zum benachbarten Shaba Nationalreservat. Dieser Park ist mehr für seine Landschaft und weniger für Wildbeobachtungen bekannt. Trotzdem kann man Zebras, Giraffen, Elefanten, Antilopen und andere Tiere bestaunen.
Lake Nakuru
Am nächsten Morgen machten wir uns früh auf den langen Weg zum Lake Nakuru weiter südwestlich.
Nachdem wir unterwegs einen Platten hatten, den Reifen wechseln mussten und endlich angekommen waren, war ich wieder erstaunt darüber, wie anders die Landschaft hier war. Von der Trockenheit im Norden war nichts übrig geblieben. Wir waren umgeben von grünem Wald und saftigen Wiesen. Das hatte natürlich auch viel damit zu tun, dass wir während der Regenzeit unterwegs waren und die Gegend die Tage zuvor viel Niederschlag erhalten hatte.
Unsere Lodge, die Lake Nakuru Sopa Lodge, lag wunderschön auf einer Klippe. So konnten wir von unseren privaten Balkonen, dem Restaurant und auch vom Infinity Pool aus atemberaubende Ausblicke auf den See und den umliegenden Park genießen.
Lake Nakuru ist weltweit bekannt für seine Flamingo Populationen und auch wenn die Zahlen aufgrund des steigenden Wasserstandes des Sees in den letzten Jahren immer weiter zurückgegangen sind, konnten wir noch viele der pinkfarbenen Vögel in Ufernähe beobachten.
Außerdem hatten wir das Glück, neben vielen Zebras, Büffeln, Giraffen, Warzenschweinen und Impalas, auch ein paar Nashörner zu sehen.
Mein persönliches Highlight war jedoch ein kleines Pavian-Baby, das an seine Mama gekuschelt am Straßenrand saß. Dieses kleine Äffchen hat mein Herz erobert.
Masai Mara
Am nächsten Morgen ging es los zum letzten Stopp der Reise: die Masai Mara.
Bereits unterwegs sahen wir viele Masai gekleidet in typisch bunten, meist roten, Tüchern, wie sie ihrem Alltag nachgingen.
Auch in der Masai Mara erwartete uns wieder eine völlig neue Landschaft. Dort sieht es so aus, wie man sich Afrika vorstellt: rundum Grassavannen, dazwischen vereinzelte Bäume oder Hügel, riesige Tierherden und endlose Weiten.
Aufgrund zahlreicher Dokumentationen im Fernsehen dachte ich zwar, dass ich weiß, was mich erwarten würde, aber die Realität hat mir dann trotzdem die Sprache verschlagen. Es war ein unbeschreibliches Freiheitsgefühl, im Fahrzeug stehend, mit Wind in den Haaren, umgeben von Zebra- und blökenden Gnuherden durch diese einmalige und atemberaubende Landschaft zu fahren. Ein Erlebnis, das ich sicherlich nie wieder vergessen werde.
Was mir auch besonders in Erinnerung blieb, war, als wir fünf Löwen (zwei Löwinnen und drei Jungtiere) dabei beobachten konnten, wie sie ein erlegtes Gnu fraßen. Es haben sich zwei Hyänen angeschlichen, die auf einen Happen der Löwenbeute hofften. Während die Löwen damit beschäftigt waren, die Hyänen zu vertreiben, schlich sich ein kleiner Schakal an die Beute und schnappte sich ein Stück Gnu, das fast halb so groß war wie er selbst, bevor er schleunigst wieder das Weite suchte.
Wir verbrachten unsere letzten zwei Nächte in der Mara Engai Lodge ganz im Westen der Masai Mara auf einem Berg mit gigantischem Panoramablick. Am ersten Abend konnten wir beim Sundowner in der Nähe der Lodge einen wunderschönen Sonnenuntergang genießen und am nächsten Morgen ging es mit einem Bush Breakfast genauso spektakulär weiter.
Unsere Zeit in der Masai Mara genossen wir mit ausgiebigen Game Drives während denen wir unter anderem viele Löwen, Nilpferde, Elefanten- Gnu- und Zebraherden und jede Menge anderer Tiere sahen. Sehr eindrucksvoll war auch, als wir weder vor noch zurück fahren konnten, weil vor und hinter uns unaufhörlich Gnus an uns vorbeiströmten.
So endete unsere Reise nach sieben unvergesslichen und eindrucksvollen Tagen wieder in Nairobi, von wo aus es wieder zurück nach Hause ging.
Mein Fazit: Kenia ist ein sehr abwechslungsreiches und spannendes Reiseziel. Wer auf der Suche nach großartiger Tierwelt, beeindruckender Landschaft und wunderschönen Lodges ist, ist hier genau richtig.