Einmal Affe & zurück - Gorilla Trekking Ostafrika
Uganda: Schimpansen im Queen Elisabeth National Park
Raus aus dem Alltag, ab in den Urwald und einfach die Seele baumeln lassen – wie es die Affen tun. Mit dieser Motivation und natürlich ganz viel Neugier auf die menschenähnlichen Tiere habe ich mich auf die Reise gemacht.
In einer bunt gemischten Kleingruppe verschiedener Nationen begann die Tour mit einem gemeinsamen Abendessen in Entebbe. Aber wo liegt Entebbe eigentlich? Ich wusste lediglich, dass ich gerne auf Gorillas treffen wollte, in Uganda und in Ruanda. Also nahm ich den Taschenatlas aus der Schublade und schlug nach. Entebbe liegt in Uganda und ist die ehemalige Hauptstadt. Die Stadt liegt auf einer Halbinsel im Viktoria See. Mit Qatar Airways ging es ab Frankfurt über Doha nach Kampala, der jetzigen Hauptstadt. Kampala ist keine Stunde Fahrt von Entebbe entfernt und mit der Lage am See die deutlich idyllischere Station. Hier lohnt es sich als Einstieg auch mal ein bis zwei Nächte zu verbringen.
Auf einer mehrstündigen Fahrt im Geländewagen, der, zusammen mit unserem Guide Sam, für die nächsten Tage unser Gefährt(e) sein wird, ging es über den Äquator zum Queen Elisabeth National Park im Westen Ugandas. Auch wenn die Fahrt sehr lange ist, der Einblick in das Land, die Landschaft und ihre Bewohner vertreiben die Zeit und man lernt sich kennen.
Der nächste Tag war leider stark bewölkt und verregnet. Zum Glück waren wir entsprechend ausgerüstet, denn heute wollten wir Schimpansen sehen. Regenhose, Regencape, Wanderstiefel und Ersatzklamotten fanden ihren Platz neben Proviant und Wasserflaschen in unseren Tagesrucksäcken. Voll bepackt und eingehüllt in die Regenkluft stiegen wir ab in die Schlucht „Kyambura Gorge“. Alles quer Feld ein – Wanderwege gibt es nicht. Unser Guide kennt sich dort unten bestens aus, er gab uns Klettertipps und erzählte von den Schimpansen. Sie sind mobil und ihre Wege unvorhersehbar. In der Hoffnung, dass die Tiere bei Regen lieber an einer Stelle bleiben und uns Gelegenheit zu einer Begegnung bieten würden, stampften wir durch das Dickicht des Regenwalds und bahnten uns einen Weg über glitschige Baumstämme und Farne, vorbei an uralten, riesigen Bäumen. Leise waren wir in voller Regenmontur ganz und gar nicht und die Schimpansen lange Zeit nicht in Sicht. Plötzlich blieb Sam stehen, zückte sein Fernglas und zeigte weit nach oben. Unter einer Baumkrone in ca. sechs Metern Höhe baumelte eine Affenhand. Wir waren begeistert. Die Schimpansen waren träge und suchten Unterschlupf. Die Hand in der Baumkrone blieb an diesem Tag unser einziger „Affenerfolg“. Jedoch waren wir uns einig: Die Wanderung durch den Regenwald, das satte Grün sowie die Geräusche und Gerüche in der Schlucht hatten uns an diesem ersten Erlebnistag der Natur und dem Gefühl „Wildnis“ ein großes Stück näher gebracht. Der Alltag war weit weg.
Gorilla Trekking im Bwindi Impenetrable National Park
Am nächsten Morgen hatte der Regen aufgehört, zumindest vorerst. Für eine Bootstour auf dem Edward See, wo man Nilpferde, Elefanten und Büffel beobachten kann, reichte unsere Zeit leider nicht. Die Fahrt zum Bwindi Impenetrable National Park wollten wir als Safari nutzen. Auf der Strecke waren wir einem Löwen auf der Spur, die hier die Angewohnheit haben auf Bäume zu klettern. Dann begann es wieder zu regnen und unser Geländewagen blieb im Schlamm stecken. Wir unternahmen einige erfolglose Versuche den Wagen zu befreien. Unser Fahrer hatte schließlich die rettende Idee. Ganz in der Nähe befand sich ein Grenzposten zur benachbarten Republik Kongo. Mit Hilfe eines Panzers wurden wir aus dem Matsch gezogen und konnten unsere Fahrt fortsetzen. Das nenne ich Abenteuerurlaub! Der Alltag war ganz weit weg.
Endlich waren wir angekommen im Bwindi Wald, dem Bwindi Impenetrable National Park. Hier wollten wir erneut unser „Affenglück“ versuchen, den undurchdringlichen Wald durchdringen und auf Gorillas stoßen. Dabei gab es einige Regeln zu beachten und wir erfuhren, was uns erwarten würde. Im Bwindi Wald leben mehrere Gorillafamilien, die habituiert wurden. Dies ist ein jahrelanger Prozess indem die Tiere mit viel Zeit und Geduld an den Menschen gewöhnt werden. Denn wir Menschen stellen für die Gorillas eine Bedrohung dar, und die Habituation dient dazu den Tieren beizubringen, dass wir „nur Gucken“ wollen. Wichtig ist also, den Tieren ihren Freiraum zu lassen und ihnen mit Abstand, Respekt und Ruhe zu begegnen. Auch wenn sie an den Menschen gewöhnt wurden, sie sind wilde Tiere, Schutz und Verteidigung der Familie hat oberste Priorität. Erinnerungen an den Film „Gorillas im Nebel“ über Dian Fossey wurden wach.
In Kleingruppen machten wir uns auf den Weg. Wir wussten, dass uns eine beschwerliche Wanderung über steiles, unwegsames Gelände bevorstand. Das Wetter war schwülwarm und die Pfade glitschig. Immer wieder landete einer von uns auf dem Hosenboden und glitt die mühevoll erklommenen Meter wieder ein Stückchen nach unten. Zweige schlugen uns entgegen und ich war froh dem Rat unseres Guides gefolgt zu sein: Am Startpunkt des Gorilla Trekkings stellen sich Einheimische als Rucksackträger und Stütze zur Verfügung. Uns wurde berichtet, dass die Männer mit einem kleinen Trinkgeld ihre Familien für mehrere Wochen ernähren können und gerne bereit sind uns durch den dichten Wald zu begleiten und zu helfen. Ich fühlte mich seltsam mit einem Gepäckträger, der deutlich kleiner und schmächtiger war als ich und scheute mich davor das Angebot anzunehmen. Unterwegs jedoch war ich froh über meinen Begleiter. Nach vier Stunden Wanderung über Stock und Stein, bergauf und bergab, immer steil und ohne erkenntliche Wege war ich dankbar für die Hand, die ich zum Auf- und Abklettern gereicht bekam. Leider sprachen wir keine gemeinsame Sprache, gerne hätte ich den Mann etwas kennengelernt. Jedoch hätte mir für größere Unterhaltungen sicher auch Puste und Konzentration gefehlt.
Endlich kam das Signal unseres Spurenlesers: Rucksäcke und Wanderstöcke sammeln und abstellen. Eine Gorillafamilie ist nicht weit. Nur mit der Kamera bewaffnet stiegen wir leise und mit klopfendem Herzen an dem steilen Hang entlang. Wir entdeckten ihn, den Silberrücken! Etwa fünf Meter entfernt und riesengroß. Ich versuchte mich irgendwie am Hang zu sichern, um zu beobachten. Faszinierend! Bewegungen, Gesichtsausdrücke all das jetzt aus nächster Nähe beobachten zu können war einfach unglaublich. Sicher hatte er uns bemerkt. Ich hörte ein Rascheln über mir und bemerkte eine Gorilladame, die sich an mir vorbei schlich. Immer mehr Tiere unterschiedlicher Größe gesellten sich zu ihrem Oberhaupt. Man spürte, dass sich die Tiere versammeln, um beieinander und somit in Sicherheit zu sein. Wir sind als Menschen in ihrer Umgebung geduldet, spürten aber auch den gegenseitigen, großen Respekt. Später erfuhren wir, dass die Gorillafamilien über Tag nur wenige Kilometer zurücklegen, um sich ein neues Nachtlager zu suchen. Das macht es für die Ranger einfacher, den Gorillas auf der Spur zu bleiben. Eine Stunde durften wir die Tiere beobachten, die Zeit verging viel zu schnell und wir gingen zurück zu unserem Gepäcklager. Bevor wir den Rückweg zum Ausgangspunkt antraten, stärkten wir uns mit belegten Broten und Obst. Unterhalten wurde sich kaum, wir waren alle noch tief beeindruckt von diesem tollen Erlebnis. Am Nachmittag, zurück in unserer Lodge, hatten wir unsere Sprache wieder gefunden. Wir tauschten unsere Eindrücke aus und waren alle immer noch tief bewegt. Der Alltag war meilenweit weg.
Ein besonderes Highlight für mich: Ruanda
Im Glauben schon das Highlight der Reise erlebt zu haben ging unsere Tour weiter. Wir verließen Uganda auf dem Landweg und reisten in Ruanda ein. Ruanda ist ganz anders als Uganda, das merkt man gleich. Das Land ist deutlich kleiner und die Bevölkerungsdichte dreimal so hoch. Am Straßenrand wimmelte es von Frauen und Kindern in bunten Kleidern. Kaum hatten Sie uns mit unserem Geländewagen und dessen Aufschrift als Touristen erkannt, winkten Sie, lachten fröhlich und tanzten. Wir wurden teilweise von Kindergruppen angehalten, die uns ein Lied vorsangen und uns aufforderten auszusteigen, um mit ihnen zu tanzen. Die Stimmung war ausgelassen und fröhlich und die Einheimischen erweckten nicht den Anschein dies lediglich für ein paar Süßigkeiten oder Dollar zu tun.
Am nächsten Tag erwartete uns ein zweites Gorilla Trekking im Volcanoes National Park. Wieder lässt sich ein deutlicher Unterschied zu Uganda feststellen. In Ruanda ist alles organisierter. Es gibt saubere WCs im Anmeldebereich, Getränke und Snacks werden zum Verkauf angeboten und Tanzvorführungen verkürzen die Wartezeit. Der Prozess in dem die Gorillas habituiert werden ist der Gleiche, die Wege, die wir heute zurücklegten, sehr viel einfacher zu bewältigen. Eine entspannte Wanderung im Vergleich zur Erfahrung, die wir in Uganda gemacht hatten. Nach 1,5 Stunden wurden wir bereits belohnt. Unser Guide führte uns zu einer Lichtung auf der wir uns gut setzen und beobachten konnten. Die Familie mit kleinen Affenkindern scharte sich um uns herum. Die Kinder tobten und spielten ausgelassen, schwangen an Lianen hin und her. Eine Gorilladame wälzte sich gemütlich durchs Gras. Der Silberrücken saß groß und ruhig da und beobachtete das Treiben. Ein prüfendes Auge immer auf uns gerichtet. Fast konnte man meinen ein spöttisches Grinsen in seiner Miene zu deuten. Die Tiere waren zum Greifen nah. Es war atemberaubend. Die Zeit flog, leider mussten wir uns wieder trennen, doch zum Glück blieb die Erinnerung. Der Alltag war weit weg.
Ruanda ist wirklich eine Reise wert. Die Virunga Vulkane prägen die Landschaft und sorgen für ein erstaunliches Panorama. Wer sich für Dian Fossey, die Pionierin in Sachen Primatologie interessiert, kann eine Wanderung zu ihrem Grab und einem Gorilla Friedhof unternehmen. Die Hauptstadt Kigali ist ca. 2,5 Stunden entfernt. Dort habe ich zum Abschluss noch eine Nacht verbracht um etwas mehr über die Geschichte des Landes und den Genozid zu erfahren. Ein interaktives Museum hilft die Hintergründe zu verstehen und berichtet über die Geschehnisse. Ich habe dort einige Stunden verbracht, viele Taschentücher verbraucht und das Museum mit einem sehr bedrückenden Gefühl verlassen. Danach hat mich dieses Land und seine lebensfrohen Menschen noch mehr fasziniert. Qatar Airways brachte mich von Kigali über Doha zurück nach Frankfurt. Der Alltag kehrte wieder ein, die Erinnerungen an ein unglaubliches Abenteuer bleiben.
Mein Fazit: Ostafrika ist anders, und gerade deshalb eine Reise wert. Ruanda hat mich mehr berührt, wenn auch Uganda etwas wilder und großzügiger ist.