Inselhüpfen auf den Kleinen Antillen
Sonne, Strand, Meer und ganz viel Regenwald wünschte ich mir für meine zweiwöchige Reise auf die Kleinen Antillen. Da mir eine Karibikinsel zu langweilig erschien, entschied ich mich für ein abwechslungsreiches Inselhüpfen in Kombination mit den französischen Antillen Martinique und Guadeloupe sowie der Insel Dominica, auch bekannt als „Nature Island“. Die Inseln lassen sich wunderbar mit einem Gabelflug und der Ile-Express-Fähre besuchen. Die französischen Inseln bestechen durch ihr leicht europäisch angehauchtes Bild – so war meine erste Anlaufstelle nach Übernahme des Mietwagens in Guadeloupe die französische Supermarktkette „Carrefour“, während Dominica die „echte“ Karibik repräsentiert.
Martinique
Mit Air France ging es über Paris (mit unproblematischem Flughafenwechsel) erst einmal für fünf Nächte nach Martinique. Am Flughafen übernahm ich den Mietwagen und fuhr zu meiner überschaubaren Hotelanlage mit bunten Bungalows im kleinen Touristenörtchen Les Trois-Ilets an der Südwestküste. In den kommenden Tagen entdeckte ich mit meinem Mietwagen die Insel: den Norden der Insel teilen sich Tropenwald und schwarze Sandstrände und vom erloschenen Vulkan Mont Pelée stürzen sich dutzende von Flüssen herab. Am Fuß des Vulkans befindet sich ein faszinierender Urwald, durch den ausgewiesene Wanderwege, die so genannten "Traces“, führen. Beim Stopp in einem kleinen kolonialen Städtchen schlenderte ich über einen Markt auf dem selbst gemixte Rumdrinks in Flaschen zum Verkauf angeboten wurden. Frische Früchte wie Maracuja, Ananas und Papaya treffen auf echten karibischen Rum und haben es in sich: sehr lecker und in null Komma nix beschwipst! Ein super Souvenirgeschenk, welches mit großer Begeisterung zu Hause entgegen genommen wurde.
Den schönsten Strand entdeckte ich ganz im Südosten bei St. Anne – palmengesäumt, weiß, 1,2 Kilometer lang und keine Urbanisation weit und breit. Auch wenn die Anfahrt kurz vor erreichen des Zieles recht problemlos erscheint, sind die Sandwege ausgefahren und in der Regenzeit mit Wasser gefüllt. Dafür sind ab Mittag fliegende Händler vor Ort und entschädigen mit ihren Angeboten die "Autokurbelei". Ein ebenfalls idyllischer Strand ist „Le Diamante“ im gleichnamigen Ort an der Südwestspitze. Der Strand ist zwar schmal, bietet aber neben schattenspendenden Palmen und guten Kitebedingungen einen schönen Blick auf die vorgelagerte Insel, welche wie ein Diamant aus dem Wasser ragt.
Die "echte" Karibik - Dominica
Meine nächste Insel Dominica erreichte ich nach einer zweistündigen Fährüberfahrt. Mein arrangierter Transfer brachte mich zu einer netten Unterkunft direkt am dunklen Strand an der Westküste, bekannt für den besten Lobster der Insel. Die Stimmung auf der Restaurant-Terrasse war jeden Abend ausgelassen, dank der sehr freundlichen belgischen Besitzer, die gerne einen Plausch mit den Gästen halten und Aperitifs ausgeben (Rum natürlich!).
Für Dominica hatte ich an zwei aufeinanderfolgenden Tagen Inseltouren gebucht. Wir erkundeten mit unserem privaten Driverguide namens „Moise“ Wasserfälle, Champagner Pools, heiße Quellen und Berglandschaften. Dieser erklärte uns stolz, Dominica besitzt als einzige Insel noch sechs aktive Vulkane, welche sich auch in den“ Champagner Pools“ durch Millionen von aufsteigenden Gasblasen bemerkbar machen. Taucher und Schnorchler entdecken eine Parallele zu einer gerade geöffneten Sektflasche. Dominica besticht durch ein karibisches Flair, sehr wenig Tourismus (außer wenn die Kreuzfahrer anlegen) und eine üppig geprägte Natur mit Regenwald, Vulkanen und faszinierenden skurrilen Landschaften wie etwa dem Boiling Lake. Für ausgeprägte Wanderungen wird dringend die Buchung eines erfahrenen Guides empfohlen, da wohl schon einige Touristen auf der zwar kleinen, aber eben dicht bewaldeten Insel verschollen sind. Nach einer aufregenden Tagestour begrüßte mich in meiner Unterkunft eine Iguana Echse – total faszinierend diese kleinen Dinosaurier!
Am dritten Tag ging es mit einem neuen Guide zu weiteren Highlights der Insel, z. B. zu den Middleham Falls, welche man nach einer ca. 1,5-stündigen, nicht ganz unanstrengenden, Wanderung durch den Regenwald erreicht. Sehr faszinierend ist auch die Titou Gorge, eine Schlucht in die man durch eiskaltes, klares Wasser hinein schwimmen kann. Einfach traumhaft! Am Abend wartete eine ganz besondere kulinarische Erfahrung auf uns: „Kreolische Küche“ einmal probiert, und das in einer Art „Pommesbude“ zubereitet bot einen echten Einblick ins karibische Leben. Unser Guide Moise, der mit der Hand auf der Brust geschworen hat, dass er noch 52 Geschwister vom selben Vater hat, hatte diese empfohlen.
Guadeloupe
Weiter ging es mit der Fähre auf die letzte Insel Guadeloupe, welche auch aufgrund ihrer Form als Schmetterlingsinsel bezeichnet wird. Guadeloupe besteht aus insgesamt fünf Inseln: Basse-Terre, Grande-Terre (die beiden Schmetterlingsflügel), La Désirade, Les Saintes und Marie-Galante. Meine Unterkunft war auf Basse-Terre, dem linken Flügel, welcher von dem Vulkan „Soufirere“ dominiert wird. Man findet dort außerdem den Nationalpark Guadeloupes, der dem Naturfreund eine einzigartige Vegetation und exotische Pflanzenarten, Wasserfälle, Flüsse, heiße Quellen u .v. m. bietet. Basse-Terre ist eingerahmt von fantastischen Sandstränden verschiedenster Farbtöne und das Naturreservat „Jacques Cousteau“ begeistert Schnorchler und Taucher gleichermaßen. Grande-Terre, der rechte Flügel des „Schmetterlings“, ist ein kalkhaltiges, flaches Insel-Plateau und für den weit verbreiteten Zuckerrohranbau geeignet.
Meine entzückende kleine Bungalowanlage, eingebettet in einen wunderschön angelegten Garten, befindet sich direkt am Traumstrand der Grand Anse. Alle Bungalows sind zwischen Blumen und Hecken versteckt und beim Frühstück wird man von bunten Vögeln, Glucke mit Küken und Riesenkrabbe am Treppenabsatz begrüßt. Guadeloupe hat im Vergleich zu Martinique generell mehr Sandstrände zu bieten und ist irgendwie „blumiger“. Nicht zu unterschätzen sind jedoch die Entfernungen auf der Insel – für eine Fahrt von Basse Terre nach Grand Terre sollte man schon einen Tagesausflug einplanen. Es gibt nur wenige Straßen auf den Inseln und diese sind oft vollgestopft mit dichtem Verkehr und langen Rückstaus, dank der bei den Franzosen beliebten „Kreisel“. Lustig wird es auch dann, wenn man die passende Ausfahrt verpasst und auf dem Heimweg Basse Terre von der falschen Seite umrundet. Im Dunkeln bei sehr kurvigen Straßen nicht wirklich ein Vergnügen.
Wenn man ein paar Tage mehr Zeit auf der Insel verbringt, empfehle ich eine Unterkunft sowohl auf Grand-Terre als auch auf Basse-Terre, denn so kann man beide Inseln intensiv erleben. Zudem sollte man auch einen Tagesausflug auf die Nachbarinseln einplanen, da jede Insel etwas Einzigartiges bietet. Bei meinen fünf Nächten war ich allerdings sehr happy mit dem Erkunden der tollen Strände und des Regenwaldes auf Basse-Terre und den auch hübschen Stränden bei St. Anne auf Grande-Terre. Zudem unternahm ich noch eine Mangroventour in einem geselligen Grüppchen mit viel Rum im Norden von Basse-Terre. Etwa vier Kilometer vom Strand entfernt ist das Meer gerade mal "bauchtief". Eine geräumige Stelzenhütte schützt vor der Sonne und man sitzt auf Bänken im Wasser. Rumpunsch vom „Kapitän“ zum Abschluss der Bootsfahrt ist ein Muss. Etwas weiter kann ein etwa 30 Meter langes, gesunkenes Schiff von Schnorchlern erkundet werden, gut sichtbar etwa drei Meter unter der Oberfläche.
Mein Fazit: Die kleinen Antillen gehören sicherlich zu den charmantesten Karibikinseln und lassen sich wunderbar miteinander über den Wasserweg kombinieren. Wer die Natur liebt, schöne Strände genießen möchte und kleinere Unterkünfte mit der Möglichkeit zur Selbstverpflegung schätzt, ist hier genau richtig. Wer entsprechend Zeit mitbringt, kann auch sehr gut St. Lucia als weiteres „Inselparadies“ einbauen.