Ostkanada Rundreise: Von Metropolen bis zur Wildnis
Unsere fabelhafte Ostkanada-Rundreise durch Teile Ontarios und Québecs startete mit einem sehr angenehmen Flug von Frankfurt nach Toronto mit Air Canada.
Erster Stopp: Toronto
Die ersten drei Nächte unserer Tour verbrachten wir in Toronto, der Hauptstadt der Provinz Ontario, die am Lake Ontario liegt.
Wir erkundeten die Stadt hauptsächlich mit dem Hop-on-Hop-off-Bus und zu Fuß. Dabei besuchten wir das „Casa Loma“, ein burgartiges Herrenhaus auf einem Hügel. Ursprünglich als Wohnhaus erbaut, dient es heute als Museum und beliebte Filmkulisse. Von den Türmen aus hat man einen fantastischen Blick auf die Stadt.
Wir schlenderten durch Chinatown, den Queen’s Park und den Campus der University of Toronto sowie des Trinity Colleges. Da wir im Mai unterwegs waren, konnten wir vereinzelt noch die Blüte der japanischen Kirschbäume bewundern.
Einen Besuch wert ist auf jeden Fall der Kensington Market. In dieser authentischen, multikulturellen Nachbarschaft gibt es unzählige individuelle Läden und Geschäfte, die alles anbieten: von frischem Obst, Gemüse und Käse bis hin zu Vintage-Kleidung, Blumen, Bars und Restaurants.
Ein absolutes Muss ist des ikonischen CN Towers. Vom 533 Meter hohen Turm hat man eine perfekte Panoramaaussicht auf die Stadt und die gesamte Umgebung. Von 1975 bis 2007 war der Turm das höchste freistehende Bauwerk der Welt und ist bis heute der höchste Turm Kanadas.
Direkt gegenüber, auf der anderen Straßenseite, befindet sich das Toronto Railway Museum mit vielen historischen Zügen. Wer die Skyline von Downtown nicht nur von oben, sondern auch vom Wasser aus betrachten möchte, sollte eine Toronto Harbour Cruise unternehmen.
Eine großartige Option zum Mittagessen oder für einen Snack zwischendurch ist der St. Lawrence Market. Über 200 verschiedene Händler bieten dort alles an, was das Herz begehrt: Lebensmittel, frisch zubereitete Speisen, handgemachte Pasta, Käse, Hummer, frisch gebackenes Brot, Kuchen, Torten, Kekse, regionalen Senf und vieles mehr.
Besonders gut hat mir das Distillery District gefallen. Diese malerische Fußgängerzone mit Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert beherbergt gepflasterte Straßen, auf denen 1832 eine Whisky-Destillerie gegründet wurde. Heute findet man dort zahlreiche Restaurants, Bars, Galerien und Boutiquen.
Bevor es am nächsten Morgen weiterging, besuchten wir an unserem zweiten Abend noch das beleuchtete TORONTO-Sign direkt vor dem Rathaus und den Yonge-Dundas Square, der uns mit seinen Reklamebildschirmen an einen Mini-Times Square erinnerte.
Nächster Halt: Algonquin Provincial Park
Nach zwei spannenden Tagen in Toronto holten wir am Vormittag unseren Alamo-Mietwagen in der Stadt ab und machten uns auf zu unserem nächsten Stopp, der kleinen Stadt Huntsville, etwa drei Stunden nördlich von Toronto.,
Auf dem Weg machten wir einen kleinen Umweg, um das Wye Marsh Wildlife Centre in der Nähe von Midland zu besuchen. In diesem Sumpfgebiet kann man über schön angelegte Holzstege spazieren und dabei die Natur und verschiedene Tiere beobachten.
Es gibt verschiedene Vogelarten, Insekten und Frösche sowie Schildkröten, die sich gerne auf Felsen, Ästen und Baumstämmen sonnen. Wir konnten sogar eine ungefährliche Schlange sehen.
In Huntsville angekommen schlenderten wir noch durch das schöne Innenstädtchen und besorgten uns Snacks und ein Picknick für den kommenden Tag.
Den nächsten Tag verbrachten wir im nahegelegenen Algonquin Provincial Park, wo es entlang einer Strecke von etwa 55 Kilometern 15 beschilderte Wanderwege gibt.
Die gesamte Region ist sehr grün und reich an Seen unterschiedlicher Größen – genau so hatte ich mir Kanada vorgestellt. Die Wanderstrecken sind zwischen 1 und knapp 11 Kilometer lang und als Rundwege angelegt, sodass man am Ende immer wieder zum Ausgangspunkt und dem geparkten Auto zurückkehrt. Für Abenteuerlustige gibt es den Western Uplands Loop, der bis zu 88 Kilometer lang ist.
Wir haben uns auf verschiedene kürzere Loops beschränkt. Beim 1,3 Kilometer langen Historic Logging Trail lernten wir etwas über die Geschichte der Holzfäller der Region, auf dem 2 Kilometer langen Beaver Pond Trail beobachteten wir mehrere Biberbauten und auf dem 1,5 Kilometer langen Spruce Bog Boardwalk erkundeten wir die Sumpflandschaft und den Wald von den Holzstegen aus. Vom Aussichtspunkt des 2 Kilometer langen Lookout Trail genossen wir einen wunderschönen Panoramablick auf den Park.
Mit etwas Glück begegnet man bei den Wanderungen auch Elchen, Stachelschweinen, Waschbären oder Schlangen. Wir haben viele Eichhörnchen und Streifenhörnchen gesehen.
Für einen Überblick über mögliche Wanderwege und die Tiersichtungen des Tages lohnt sich ein Besuch im Visitor Center des Parks. Im Sommer kann man im Park auch verschiedene Kajak- und Kanuausflüge unternehmen.
Am Abend gingen wir noch in Chuck’s Roadhouse essen. Das Lokal kann ich sehr empfehlen; man sollte jedoch vor allem am Wochenende unbedingt einen Tisch reservieren.
Die nächste Etappe des Abenteuers: Ottawa
Der nächste Tag startete relativ früh mit der Weiterfahrt nach Ottawa, der Hauptstadt Kanadas.
Die Stadt hat mich tatsächlich überrascht. Ich hatte keine wirklichen Vorstellungen oder Erwartungen, und ich muss sagen, es hat mir dort sehr gut gefallen. Die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten sind sehr kompakt, sodass man alles prima zu Fuß entdecken kann. Da wir nur eine Nacht dort verbrachten, nutzten wir den Nachmittag und Abend für viel Sightseeing. Wir schlenderten über die zentrale Sparks Street mit ihren Geschäften, Bars und Restaurants, besuchten den beeindruckenden Parliament Hill mit seinen imposanten Regierungsgebäuden und der Centennial Flame und spazierten entlang des Rideau Canals, der von Bäumen gesäumt und von mehreren Brücken überspannt wird.
Etwas außerhalb der Innenstadt befinden sich die Rideau Falls, ein kleiner Wasserfall, an dem der Rideau River in den Ottawa River mündet. Den Ausblick kann man dort ganz gemütlich von einer Bar aus genießen.
Wir besuchten außerdem den Major Hill’s Park, der an die National Gallery of Canada grenzt. Auf dem Vorplatz der Galerie steht eine riesige Metallspinne. Direkt gegenüber befindet sich die Notre Dame Cathedral Basilica, die ebenfalls einen Besuch wert ist.
Die nächste Tagesetappe war mit einer Stunde relativ kurz, fühlte sich aber wie eine Reise in eine andere Welt an. Während in Ontario hauptsächlich Englisch gesprochen wird und alle Schilder zweisprachig sind, ändert sich das schlagartig, sobald man die Grenze zu Québec überquert. Französisch ist dort die Hauptsprache und alles ist ausschließlich auf Französisch beschildert.
Angekommen im Parc Omega
Unser nächstes Ziel war der Parc Omega, ein Safari-Park, den man mit dem Auto durchfährt und in dem man viele einheimische Tiere der Region näher kennenlernen kann. Dort gibt es unter anderem Wölfe, Bären, Wapitis, Wildschweine, Elche, Karibus, Füchse, Bisons, Biber und vieles mehr.
Während Tiere wie Wölfe und Bären in großen Gehegen leben, liefen Rehe, Wapitis und Wildschweine mit vielen Frischlingen frei herum. Im Park konnte man Karotten kaufen und die Wapitis und Rehe damit füttern. Dass die Tiere geradezu gierig nach den Karotten waren, stellten wir schnell fest, als sie die Köpfe durch die Autofenster steckten, um so viele Karotten wie möglich abzustauben.
Da die Wapitis nicht gerade klein sind, hatten sie keinerlei Probleme, den ganzen Kopf ins Auto zu stecken und einem ganz friedlich aus der Hand zu fressen. Das führte zu vielen lustigen Momenten, Fotos und Selfies.
Im Park gibt es auch Essensmöglichkeiten, Picknickplätze und auch ein paar Wanderwege. Man kann außerdem einiges über die Wölfe lernen bei einer kleinen Präsentation.
Als die Tagesbesucher den Park abends verließen, bezogen wir unsere Unterkunft für die Nacht. Es gibt verschiedene Übernachtungsmöglichkeiten im Park. Für uns kam jedoch nur eine infrage: ein „Chalet des Loups“, also eine Wolfshütte. Man übernachtet quasi bei und mit den Wölfen. Man verbringt die Nacht in einer zweistöckigen Ferienwohnung, die auf der einen Seite im Erdgeschoss vollständig verglast ist und in ein großes Gehege mit einem Wolfsrudel zeigt. Im oberen Stockwerk hat man einen Balkon und ist den Wölfen so noch näher.
Die Tiere können sich frei bewegen und kommen so auch immer wieder an den Fenstern vorbei. In der Nacht konnten wir sie heulen hören und am Morgen wachten wir mit Wölfen direkt vor unserem Fenster auf. Das war ein ganz besonderes Erlebnis, das ich jedem nur wärmstens ans Herz legen kann.
Am nächsten Vormittag durften wir noch an einer Präsentation mit einem der Wildhüter über die Wölfe und Bären exklusiv für die Übernachtungsgäste teilnehmen, bevor wir uns aufmachten zu unserem nächsten Ziel: Mont Tremblant.
Auf zum Mont Tremblant
Da es an diesem Tag sehr verregnet war, konnten wir unsere Pläne, im Nationalpark zu wandern, leider nicht umsetzen.
Wir nutzten eine kurze Regenpause für den Besuch des „Sentier des Cimes Laurentides“, wo wir einen Baumwipfelpfad entlang spazierten, der bei einem 40 Meter hohen Aussichtsturm endete. Von dort aus hatten wir einen gigantischen 360°-Panoramablick.
Im Winter befindet sich dort ein Skigebiet mit einem großen Skiresort, das wie ein kleines Dorf aufgebaut ist. Wir schlenderten noch etwas durch die Straßen und genossen ein „Tire sur la neige“, eine klassische Leckerei in Quebec. Warmer Ahornsirup wird auf Schnee gegossen und dann mit einem Holzstäbchen zu einer Art Ahorn-Lolli aufgerollt. Sehr lecker!
Am folgenden Tag fuhren wir weiter Richtung Osten nach Trois Rivières am Sankt-Lorenz-Strom, der zweitältesten frankophonen Stadt Quebecs. Am nächsten Tag ging es weiter nach Quebec City, der Hauptstadt der Provinz Quebec.
Reise-Etappe: Quebec
Bevor wir für die nächsten zwei Nächte in die Stadt fuhren, besuchten wir den etwas außerhalb gelegenen „Chute Montmorency“, einen 83 Meter hohen Wasserfall.
Man kann entweder nach oben wandern oder die Aussicht bei einer 5-minütigen Seilbahnfahrt bis zum oberen Ende des Wasserfalls genießen.
Oben angekommen führt eine Brücke über den Wasserfall, von wo aus man die enorme Kraft des herabstürzenden Wassers bestaunen kann.
Nach einem weiteren kleinen Zwischenstopp auf der Île d’Orléans kamen wir schließlich in Québec City an.
Unser erstes Ziel in der Stadt war das Observatoire de la Capitale, von wo aus man eine wunderbare Aussicht auf die Innenstadt und Umgebung hat. Danach spazierten wir über die zentrale Rue Saint-Jean mit ihren Pubs, Läden, Restaurants und Bars.
Dort befindet sich auch die Épicerie J.A. Moisan, das älteste Lebensmittelgeschäft Nordamerikas, das 1871 eröffnet wurde. Im Artillery Parc kann man von der ehemaligen Festungsmauer auf die Rue Saint-Jean herabblicken und das geschäftige Treiben beobachten.
Wir besuchten die Basilique Notre-Dame-de-Québec und das Château Frontenac, das laut Guinness das meistfotografierte Hotel der Welt ist. Das riesige Luxushotel befindet sich in Vieux Quebecs Haut Ville, der Altstadt. Von der davorliegenden Terrasse Dufferin hat man einen tollen Blick auf das Château, den Sankt-Lorenz Storm und die darunterliegende Basse Ville. Von der „oberen Stadt“ zur „unteren Stadt“ kommt man entweder mit dem Funiculaire de Vieux Quebec oder man nimmt die Éscaliers Casse Cou und geht zu Fuß.
Am Fuße der Treppen findet man das Quartier Petit Champlain, das älteste Geschäftsviertel Nordamerikas. Ein Besuch des Viertels mit seinen vielen Boutiquen lohnt sich auf jeden Fall. Man hat fast das Gefühl, in Frankreich zu sein.
Ein weiterer sehenswerter Ort in Québec City ist die Citadelle de Québec, von der aus man einen wunderschönen Ausblick auf das Château Frontenac und die Altstadt hat. Auf dem Rückweg zum Hotel kamen wir noch an der Assemblée Nationale du Québec vorbei, dem beeindruckenden Gebäude der Nationalversammlung der Provinz.
Da wir Québec City noch von der Wasserseite aus betrachten wollten, entschieden wir uns für eine kurze Fährfahrt mit der Traversier Québec-Lévis. Vom Hafen Québec Citys geht es in circa 15 Minuten auf die andere Seite des Sankt-Lorenz-Stroms nach Lévis.
Weiter ging es: Tadoussac
Da die Strecke zwischen Québec City und Tadoussac relativ weit war, hatten wir zwei Zwischenstopps geplant. Der erste Stopp war bei der Basilique de Sainte-Anne-de-Beaupré, einer bekannten und sehr beeindruckenden Wallfahrtskirche.
Der zweite Stopp war beim Canyon Sainte-Anne. Auf einem etwa zwei Kilometer langen Rundweg durch den Wald und über drei Hängebrücken kann man die Landschaft und den Ausblick auf den Fluss und den kleinen Canyon sowohl von oben als auch von unten in vollen Zügen genießen.
Um nach Tadoussac zu gelangen, muss man von Sainte Catherine aus eine kurze Fährfahrt über den Saguenay Fjord nach Tadoussac unternehmen. Die Überfahrt dauert nur sieben Minuten und ist kostenfrei. Man muss nichts reservieren oder buchen; die Fähre verkehrt 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr.
Tadoussac ist ein charmantes Städtchen an der Mündung des Saguenay Fjords in den Sankt-Lorenz-Strom. Ein wenig außerhalb von Tadoussac gibt es Sanddünen, wo wir verschiedene Aussichtspunkte besuchten und eine kurze Wanderung auf einen Felsen oberhalb der Dünen unternahmen. Von dort genossen wir einen gigantischen Ausblick über die Dünen, Wälder und den Sankt-Lorenz-Strom. Es war einfach atemberaubend schön.
Vom Hafen aus machten wir einen kleinen Rundweg am Pointe de l'Islet, einer Landzunge zwischen dem Saguenay Fjord und dem Sankt-Lorenz-Strom.
Wir konnten kaum glauben, was wir sahen, als plötzlich ein Wal nur wenige Meter vom Ufer entfernt auftauchte! Das war der perfekte Vorgeschmack auf die bevorstehende Whale Watching Tour am nächsten Tag.
Die Wal-Saison in der Region dauert von April bis November, und je nach Jahreszeit kann man verschiedene Walarten beobachten. Wir sahen viele Minkwale, einige Belugas und sogar zwei Finnwale. Das Wetter spielte perfekt mit – die Sonne strahlte von einem wolkenlosen blauen Himmel herab, und die Wasseroberfläche war ruhig und spiegelglatt, ideal für die Walbeobachtung.
Vom Tourveranstalter erhielten wir wasserdichte, leuchtend orange Jacken und Latzhosen. Trotz der Sonne waren wir froh über unsere Mützen, Schals und mehrere Schichten Kleidung.
Nach diesem wundervollen Tiererlebnis setzten wir unsere Reise entlang des Saguenay Fjords fort. Unser nächstes Ziel: Roberval am Lac Saint-Jean.
Unser nächstes Ziel: Roberval
Auf dem Weg nach Roberval hielten wir in Sainte-Rose-Du-Nord an, um ein leckeres Softeis mit Ahornsirup zu genießen und eine etwa anderthalbstündige Wanderung durch den Wald mit verschiedenen Aussichtspunkten zu unternehmen.
Der erste Aussichtspunkt war leicht zu finden und wirklich schön, aber der zweite, etwas versteckter gelegene Punkt mitten im Wald, war am Ende den Marsch über Stock und Stein mehr als wert. Wir wurden mit einem noch spektakuläreren Panorama belohnt: Wasser, Berge und Wälder soweit das Auge reichte.
Etwas außerhalb von Roberval liegt das Village de Val-Jalbert, ein historisches Dorf, das wir am nächsten Vormittag besuchten. Das Dorf wurde 1901 gegründet, als am Fuße eines Wasserfalls eine Zellstofffabrik errichtet wurde. Bereits 1927 wurde die Fabrik geschlossen, und kurz darauf verließen alle Bewohner das Dorf.
Heute kann man viele der Gebäude noch sehen, darunter die Schule, den General Store, die Wohnhäuser der Arbeiter und natürlich die ehemalige Fabrik mit der Mühle. Während der Sommersaison bringen Schauspieler das Geisterdorf wieder zum Leben, indem sie die Geschichten vergangener Zeiten nachspielen.
Auf zum Lac Taureau
Danach begann der mit Abstand nervenaufreibendste Teil unserer Reise. Von Roberval aus sollte es zur Auberge du Lac Taureau, unserer nächsten Unterkunft, gehen.
Wie bei den anderen Strecken gaben wir unser Ziel bei Google ein und vertrauten blind auf die Navigation. Ein großer Fehler, wie sich bald herausstellte.
Zuerst führte uns die normale Straße auf eine Schotterpiste. Anfangs war das kein Problem, da die Straße gut befahrbar und gut instand gehalten war. Doch mit der Zeit verschlechterte sie sich zunehmend. Schließlich musste ich sogar neben dem Auto herlaufen, um die größten Steine aus dem Weg zu räumen und den besten Pfad durch Stock und Stein sowie unzählige Schlaglöcher zu finden.
Trotz der Straßenschilder und weiterer Abzweigungen zu Seen, Hütten und Campingplätzen benötigten wir für eine Strecke von 66 Kilometern über drei Stunden und insgesamt waren wir an diesem Tag über sieben Stunden für 350 Kilometer unterwegs.
Hätten wir nur die etwas längere, aber letztlich schnellere Route über Quebec gewählt ... Im Nachhinein ist man immer schlauer.
Der Aufenthalt am Lac Taureau entschädigte uns dann zum Glück für alle Strapazen.
Der See liegt mitten im Nirgendwo, ist von Sandstränden umgeben und einfach traumhaft schön.
Am nächsten Tag verbrachten wir damit, am Ufer entlang zu entspannen, an den Stränden zu wandern und einfach die Landschaft sowie das schöne Wetter zu genießen.
Unsere Reise führte uns weiter nach Montreal
Nach diesen erholsamen zwei Nächten mitten in der Natur ging es wieder ins Großstadtgetümmel. Die folgenden drei Nächte verbrachten wir in Montréal. Zu meiner großen Freude ist Montréal zweisprachig: Englisch und Französisch.
An unserem ersten Nachmittag in der Stadt gingen wir die Shopping-Straße Rue Sainte Catherine entlang, besuchten China Town, das Quartier des Spectacles, wo jedes Jahr riesige Festivals stattfinden, und verschiedene Ecken Downtowns.
Für den nächsten Tag hatten wir uns ein Hop-On-Hop-Off-Ticket besorgt. Vom Dorchester Square aus fuhren wir zuerst zum Vieux Port, also zum alten Hafen. Dort steht das La Grande Roue de Montréal, ein Riesenrad, von wo aus man einen bezaubernden Blick auf Montréals Altstadt und Hafen hat.
Außerdem besuchten wir Le Village, Montréals buntes, lebhaftes LGBTQ+ -Viertel.
Ein Besuch des Mont Royals durfte natürlich auch nicht fehlen. Der ganze Hügel ist als Park angelegt und somit die grüne Lunge mitten in der Stadt. Wir spazierten um den Beaver Lake und besuchten die riesige Basilika L’Oratoire Saint Joseph.
Vom Mont Royal aus hat man auch eine schöne Sicht auf Montréal und kann sogar das Olympiastadion sehen.
Eine sowohl bei Einheimischen als auch Touristen gleicherweise beliebter Ort ist die Underground City „RÉSO“ vom französischen „réseau“, was „Netzwerk“ bedeutet. Dabei handelt es sich um ein weit vernetztes Netzwerk aus Fußgängertunneln und Ladenpassagen, die größtenteils unterirdisch im Viertel Ville-Marie verlaufen. Das Tunnelsystem ist insgesamt 32 km lang und somit die weltweit größte Untergrundstadt.
Die schönste Ecke Montréals ist für mich auf jeden Fall Vieux Montréal, die Altstadt. Die bekannteste Straße ist die Rue Saint Paul mit vielen Souvenirshops, Boutiquen und Bars. Sie endet am Place Jacque-Cartier, dem zentralen Platz im Viertel.
Ein ganz besonders schönes Erlebnis war die Show "Aura" in der Notre-Dame de Montréal, die jeden Abend zweimal präsentiert wird. Ohne zu viel zu verraten, handelt es sich hierbei um eine faszinierende Lichtshow im Altarbereich der Basilika.
Wer diese besuchen möchte, sollte sich unbedingt rechtzeitig um Karten kümmern, da es oft ausgebucht ist. Auch tagsüber ist ein Besuch der Notre-Dame definitiv lohnenswert!
Erwähnenswert ist auch die buntverglaste Fensterfront des Convention Centres, die den gesamten Eingangsbereich in alle Farben des Regenbogens taucht. Zudem gibt es dort das World Trade Centre mit einem riesigen Brunnen und einem Teil der Berliner Mauer zu sehen.
Nächster Zwischenstopp: 1000 Islands
Am nächsten Tag verließen wir Montréal dann nach drei aufregenden Tagen wieder und fuhren weiter am Sankt-Lorenz-Strom entlang bis nach Kingston. Unterwegs überquerten wir dann auch wieder die Grenze nach Ontario.
Unser erster Zwischenstopp war der 1000 Islands Tower im Gebiet der 1000 Islands. Der 120 Meter hohe Betonturm liegt auf Hill Island und ist nur rund 620 Meter von der Grenze zu New York State in den USA entfernt. Von oben hatten wir eine grandiose Aussicht in alle Himmelsrichtungen auf einen hellblauen Himmel, satt grüne Wälder und das tiefblaue Wasser.
Für eine perfekte Märchenlandschaft hat nur noch ein Schloss gefehlt.
Im Visitor Center des CN Towers stießen wir zufällig auf die Broschüre eines Helikopter-Anbieters nur wenige Minuten entfernt in Gananoque.
Nach einer kurzen Online-Recherche stellten wir fest, dass es noch freie Plätze für den Nachmittag gab. Da haben wir natürlich direkt zugeschlagen und einen kurzen, 10-minütigen Rundflug gebucht.
So konnten wir die eindrucksvolle Landschaft unerwartet auch aus der Vogelperspektive erleben. Ein absolutes Highlight!
Bevor wir zum Hotel in Kingston fuhren, machten wir noch einen kleinen Spaziergang zum Landons Bay Lookout. Den späteren Nachmittag und Abend verbrachten wir dann in der Innenstadt und im Hafenbereich von Kingston.
Am nächsten Vormittag verbrachten wir auf einem kleinen Schiff mitten in den 1000 Islands. So hatten wir einen ganz anderen Blick auf die Inselwelt. Obwohl sie als die 1000 Islands bekannt sind, gibt es tatsächlich 1864 einzelne Inseln. Sie variieren in Größe, sodass die größeren unter ihnen ganze Orte mit Bootshäfen beherbergen und einige der kleineren im Privatbesitz mit nur einem einzigen Gebäude bebaut sind.
Die gesamte Region erstreckt sich über 80 Kilometer flussabwärts von Kingston am Ontariosee durch die Provinz Ontario bis in den Staat New York.
Ziel erreicht: Niagara Fälle
Am nächsten Tag ging es los zum letzten Stopp unserer aufregenden Reise. Last but not least besuchten wir die Niagara Fälle.
Wir machten einen kurzen Zwischenstopp in Niagara-on-the-Lake und schlenderten durch die charmante Innenstadt mit ihren bezaubernden Boutiquen entlang der zentralen Queen Street, wo es keine Ketten-Geschäfte gibt.
Die Fahrt bis zu den Niagara Falls war dann auch schnell geschafft. Die Niagarafälle liegen an der Grenze zwischen Kanada und den USA.
Über die Rainbowbridge kann man sowohl mit dem Auto als auch zu Fuß von einem Land ins andere gelangen. Es ist jedoch notwendig, die Grenze zu passieren und formal ein- und auszureisen. Für die USA benötigt man zusätzlich zum Pass zwingend ein vorab genehmigtes ESTA!
Auf der US-Seite befindet sich der Niagara Falls State Park, wo man entlang des Niagara Rivers spazieren und die Fälle von oben bewundern kann.
Es gibt auch einen kostenfreien Aussichtsturm. Eine Attraktion auf der amerikanischen Seite, die man nicht verpassen sollte, ist die Cave of the Winds. Man fährt zunächst mit dem Aufzug hinunter auf Flusshöhe und kann dann die Fälle hautnah von speziellen Plattformen und Holzstegen aus erleben. Trotz Poncho kann man dabei ordentlich nass werden, erlebt aber gleichzeitig die beeindruckende Kraft der herabstürzenden Wassermassen aus nächster Nähe.
Auf der kanadischen Seite hat man einen direkten Blick auf die Fälle, was einen beeindruckenden Anblick bietet. Dort ist auch mehr Trubel. Clifton Hill ist das Unterhaltungsviertel mit zahlreichen Attraktionen, Spielhallen und Restaurants, die man in ein paar Tagen gar nicht alle besuchen könnte.
An der Waterfront kann man entlang der gesamten Länge der Fälle spazieren, von den American Falls bis zu den kanadischen Horseshoe Falls. Nachts werden die Wasserfälle in allen Regenbogenfarben beleuchtet und von Mai bis Oktober gibt es sogar täglich um 22:00 Uhr ein Feuerwerk.
Unser letzter Morgen in Kanada begann mit einer Bootsfahrt auf dem Niagara River. Wir passierten die American Falls und fuhren quasi in die kanadischen Fälle hinein. Durch den Wind und die Gischt standen wir plötzlich wie im Regenschauer, der von allen Seiten auf uns einprasselte. Dass man dabei auch nass wird, versteht sich von selbst.
Nach wunderbaren drei Wochen mit vielen unvergesslichen Momenten beendeten wir unsere Mietwagenrundreise nach 3.529 Kilometern wieder am Flughafen Toronto, gaben das Auto ab und flogen nach Hause.
Wer Natur, Kultur, Geschichte und Großstadttreiben miteinander verbinden möchte, ist im Osten Kanadas genau richtig.